Der Klimawandel und seine Auswirkungen: Südtirol und Tirol wollen voneinander lernen

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Austauschs; rechts außen Matthias Plaikner und Elisabeth Moser von der Stadtgemeinde Bruneck

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Austauschs; rechts außen Matthias Plaikner und Elisabeth Moser von der Stadtgemeinde Bruneck

Die jeweiligen Delegationen haben sich in Bezug auf die Klima- und Energie-Governance in Tirol und Südtirol am 24. Oktober 2024 in Innsbruck getroffen.

Anpassung an den Klimawandel, Klimaschutz und Energiewende: In Südtirol wie in Tirol arbeiten Gemeinden, Bezirke, Regionen sowie weitere Organisationen und Netzwerke ebenso wie die Länder daran, den Klimawandel nachhaltig zu bewältigen.
Wie das Zusammenspiel der verschiedenen Akteurinnen, Akteure und Ebenen bestmöglich gelingen kann und wie sich diese gegenseitig stärken und Synergien ausbauen können – darüber diskutierten Ende Oktober in Innsbruck Vertreterinnen und Vertreter aus Südtirol und Tirol gemeinsam mit dem Tiroler Landesrat für Klimaschutz René Zumtobel. In einer auf Initiative der Bezirksgemeinschaft Pustertal und dem Regional Management LAG Pustertal lancierten und von Land Tirol, Energieagentur Tirol und Klimabündnis Tirol organisierten Veranstaltung tauschte man sich länderübergreifend aus und teilte vorhandenes Wissen und Erfahrungen. „Dass wir nun auch grenzüberschreitend voneinander lernen, ist ein weiterer Meilenstein unseres Klimanetzwerkes“, freut sich Klimaschutzlandesrat René Zumtobel. 

„Klimaplan Südtirol 2040“ und „Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie“
Südtirol und Tirol haben sich mit ähnlichen, teilweise aber auch unterschiedlichen Instrumenten in Sachen Klimaschutz, Energiewende und Klimawandelanpassung auf den Weg gemacht. 
Beide Länder verfügen mit dem „Klimaplan Südtirol 2040“ beziehungsweise der „Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie“ auf Landesebene über dynamische Fahrpläne in Sachen Klima. „Während des Treffens wurden Gemeinsamkeiten in den Herausforderungen einerseits bei der Umsetzung und andererseits beim Monitoring der Maßnahmen aus dem Klimaplan beziehungsweise den Klimastrategien von Tirol und Südtirol aufgezeigt. In Zukunft können diese durch eine engere Zusammenarbeit zwischen dem Bundesland Tirol und der Provinz Südtirol gemeinsam adressiert werden“, stellt Anna Toggenburg vom Komplexen Sonderauftrag „Nachhaltigkeit“ des Landes Südtirol in Aussicht.

Klimanetzwerke und Planungsinstrumente 
Dass die Gemeinden ihre Klima-Verantwortung aus den Landesplänen und -strategien im Rahmen ihrer Möglichkeiten und Kompetenzen auch wahrzunehmen gewillt sind, zeigt ein Blick auf deren Beteiligung an landesweiten Klimanetzwerken und Planungsinstrumenten. 
So sind in Südtirol die Gemeinden fast flächendeckend dem Programm KlimaGemeinde der Agentur für Energie – Südtirol beigetreten. In Tirol nimmt jede 5. Gemeinde am e5-Programm teil, dem österreichischen Pendant zum Programm KlimaGemeinde. Darüber hinaus zählt das Klimabündnis Tirol über 300 Klimabündnis-Mitglieder, wozu neben den Gemeinden auch Unternehmen und Bildungseinrichtungen zählen. Im Unterschied zu Tirol arbeitet ein Großteil der Südtiroler Gemeinden zudem an Klimaplänen, die Maßnahmen zum Klimaschutz und zur Klimawandelanpassung enthalten. Umfangreiche Unterstützung erhalten sie dabei von den Bezirksgemeinschaften. „Um den häufig mit Ressourcenproblemen kämpfenden Gemeinden die notwendige Unterstützung bei ihren Klimaaktivitäten bieten zu können, sind neben umfassenden Förderinstrumenten auch zentrale Ansprech- und Schnittstellen nicht nur auf Bezirks- sondern auch auf Landes- undansprechstelle Gemeindeebene beinahe unerlässlich“, ist Irene Unterkofler vom Kompetenzzentrum Klima des Regional Managements LAG Pustertal überzeugt, welches die Pustertaler Gemeinden und den Bezirk bei der Erstellung der Klimapläne begleitet. 

KEM und KLAR! Regionen
Tirol ist auf übergemeindlicher Ebene etwas anders aufgestellt als Südtirol. So verfügt Tirol über ein Förderinstrument, welches in Südtirol gänzlich fehlt, nämlich jenes der Klima- und Energie-Modellregionen (KEM) und der Klimawandel-Anpassungsmodellregionen (KLAR!) – beides Förderprogramme des Klima- und Energiefonds der österreichischen Bundesregierung. Diese Förderprogramme unterstützen Zusammenschlüsse von österreichischen Gemeinden bei der Umsetzung von Projekten zum Klimaschutz und zur Klimawandelanpassung. Insgesamt gibt es in Tirol derzeit elf KEM- und zwölf KLAR!-Regionen. Einen entscheidenden Erfolgsfaktor stellen dabei die Tiroler Modellregions-Managerinnen und -Manager als zentrale Kümmerer dar. Elisabeth Steinlechner und ihre Kolleginnen und Kollegen gaben beim Treffen einen Einblick in die Aktivitäten in den Modellregionen und den Synergien, welche sich mit Hilfe der Tiroler Regionalmanagements aus einer Zusammenschau der verschiedenen Förderinstrumenten wie LEADER und INTERREG ergeben. 

Umsetzungspartnerschaften
Die Tiroler Regionalmanagements werden vom Land Tirol als unverzichtbare Partner bei der Umsetzung der „Tiroler Nachhaltigkeits- und Klimastrategie“ explizit unterstützt. So geht das Land Tirol, insbesondere die Abteilung Landesentwicklung, sogenannte Umsetzungspartnerschaften mit den Regionalmanagements ein. Mit deren Hilfe soll die Umsetzung notwendiger Nachhaltigkeits- und Klimamaßnahmen in Kooperation zwischen Land und wichtigen Stakeholdern auf Regionsebene vorangetrieben werden.

Kooperation ausbauen
Auch wenn sich Rahmenbedingungen und Instrumente in Österreich und Italien teilweise unterscheiden, so stehen die Länder im Alpenraum trotzdem vor denselben Herausforderungen betreffend den Klimawandel. 

„Der Klimawandel kann nur durch Zusammenarbeit und Vernetzung aller Ebenen und Akteurinnen und Akteure bewältigt werden, sowohl innerhalb Südtirols als auch über die Landesgrenzen hinaus“, resümiert Robert Alexander Steger, Präsident der Bezirksgemeinschaft Pustertal. „Austauschtreffen wie dieses ermöglichen es uns, voneinander zu lernen und lösungsorientierte Inputs für eine Optimierung und Erweiterung des Instrumentariums, mit dem Klimavorhaben auch auf Gemeinde- und Bezirksebene unterstützt werden können, zu erhalten.“ Ihm pflichtet Ulrich Santa, Generaldirektor der Agentur für Energie – Südtirol, bei. „Mit dem regelmäßigen Austausch, der gegenseitigen Übernahme von Best-Practices und der stärkeren Zusammenarbeit bei der Entwicklung neuer Initiativen können fachliche Expertise und Ressourcen gebündelt und Maßnahmen effizienter umgesetzt werden: auf Landes-, Bezirks- und Gemeindeebene“.
In diesem Sinne wurde vereinbart, dass die Zusammenarbeit zwischen den im Bereich Klima tätigen Organisationen in Südtirol und Tirol in Zukunft weiter intensiviert werden soll.

11.11.2024

DEU